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Öffnungszeiten der öffentlichen Bücherei Schrattenthal

Jänner bis Dezember,
Dienstag: 17:00 – 19:00 Uhr
Donnerstag: 18:00 bis 20:00 Uhr

An Feiertagen bleibt die Bibliothek geschlossen

Hier können Sie uns finden:

Öffentliche Bücherei Schrattenthal
Obermarkersdorf 1 (Pfarrhaus)
2073 Schrattenthal
Österreich
e-mail: buecherei-schrattenthal@noebib.at

Büchereiordnung und Gebühren in der Fassung vom 30.05.2022 

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Zeitenwende

Die Bücherei Schrattenthal besteht seit einem Jahr, und wir freuen uns sehr, dass wir viele Bewohner der Stadtgemeinde Schrattenthal bereits für uns begeistern konnten. Wir nehmen dieses kleine Jubiläum zum Anlass, um ein paar Gedanken zu den aktuell stattfindenden, und wie wir meinen, großen Veränderungen, zu veröffentlichen.

 

Wir leben in einer Zeit, die durch markante Veränderungen gekennzeichnet ist. Der, wie es scheint, unaufhaltsame Vormarsch der künstlichen Intelligenz, dass weltweit zu beobachtende Zurückweichen von Demokratie, Pluralität und Toleranz, das Schrumpfen der gesellschaftlichen Mitte und die einhergehende Polarisierung durch extreme Positionen, die skeptische bis ablehnende Haltung gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen, der fortschreitende Egoismus, der die mühsam aufgebauten Solidarsysteme immer vehementer infrage stellt, der Klimawandel, der uns zur Veränderung unseres bisherigen Lebensstils zwingen wird und viele andere Zeiterscheinungen, zeigen in den westlichen Gesellschaften deutliche Spuren der Verunsicherung sowie einem immer größer werdenden Vertrauensverlust in die etablierten gesellschaftlichen und politischen Systeme.

 

All diese Ereignisse erfüllen viele von uns mit Fragen zur Zukunft, Sorgen um den Arbeitsplatz, das Wohlergehen der eigenen Familie und Angehörigen, die Aussichten und Chancen unserer Jugend und vieles mehr.  Es stellt sich die Frage, wie man diesen Herausforderungen begegnen könnte. In der jüngeren Geschichte gab es drei Epochen, die in ähnlicher, fundamentaler Weise zu einem Wechsel der Paradigmen geführt hat. Der erste große Wechsel fand am Ende des Spätmittelalters mit dem Übergang von einer glaubenszentrierten Ausrichtung hin zu einer wissensbasierten Ausrichtung. Dieser Paradigmenwechsel führte ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts, in der Epoche der Aufklärung dazu, dass durch rationales Denken eine Akzeptanz der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse Einzug hielt. Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zur ersten industriellen Revolution, die in seiner Folge die Ablösung des Adels als herrschende Klasse zur Folge haben sollte und den Aufstieg des Bürgertums (Bourgeoisie, die im Besitz der Produktionsmittel ist) sowie das Bildungsbürgertum (Professoren, höhere Beamtenschaft, Kunst, Wissenschaft, usw.) hervorbrachte. Das Bürgertum etablierte erstmals in der Geschichte das Recht auf eine vom Staat unbeeinflusste Lebensführung. Durch die rasant fortschreitende Industrialisierung kam es verstärkt zum Disput um Ressourcen (z.B. Öl). Die Katastrophe des Ersten Weltkrieges markiert das Ende dieser Epoche und einer kompletten Neuordnung der westlichen Welt und deren Machtgefüge.

In Folge der Friedensverträge von Versailles, St. Germain usw. wurde es für die Verlierer unmöglich den Wiederaufbau zu beginnen. Durch die verordnete Austeritätspolitik konnte auch das Elend, dass unter anderem durch den Ersten Weltkrieg entstanden ist, nicht gelindert oder gar beseitigt werden. Die Weltwirtschaftskrise (Versagen der neoklassischen Theorie der freien Märkte) taten ihr übriges, um eine immer stärker werdenden gesellschaftliche Polarisierung zu erzeugen und brachte schließlich das NS-Regime an die Macht, mit den bekannten Folgen.

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu einem in der Geschichte nie erreichten Wohlstand, der durch den Paradigmenwechsel in der Ökonomie hin zu einem starken Staat, der mittels Geld- und Fiskalpolitik regulierend eingreifen kann (Keynesianismus) möglich war. Mitte der 1980er Jahre kam es neuerlich zu einem Wechsel hin zu einem finanzkapitalistischen System, das bis heute wirkt. Dies führte zur Stagnation der Reallöhne bzw. Einkommen sowie zu Kaufkraftverlusten (speziell in den Jahren 1990-2022, wo das neunmal der Fall war) in der Mittelschicht (Inflation, atypische Arbeitsverhältnisse usw.) sowie Verschlechterungen in der öffentlichen Versorgung (Gesundheit, Pension, Bildung, Infrastruktur usw.) durch Privatisierung und dem damit einhergehenden Streben nach Gewinn.

 

Stefan Zweig beschreibt in seinem Werk „Die Welt von gestern“, wie er den schrittweisen und systematischen Wandel erlebte und warum er die Gefahr, die ihn und alle anderen umgab, nicht erkannte. Durch subtile und sehr raffinierte Propaganda wurde die Masse davon überzeugt, dass Probleme komplexer natur mit einfachen Antworten gelöst werden könnten.

 

Nun stehen wir wieder, wie wir meinen, an einem solchen Wendepunkt. Durch die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz wird es zu einer strukturellen Veränderung des Arbeitsmarktes kommen, der hauptsächlich im Mittelstand wahrgenommen werden wird, da in der Verwaltung sowie in der Planung ein hohes Potential an Einsatz von KI vorhanden ist. Die großen Technologiekonzerne werden zunehmend Druck auf Regierungen ausüben, die Gesetze an ihren Interessen auszurichten, auch wenn derzeit ein (scheinheiliger) Ruf nach Regulierung beobachtet werden kann. Leider gibt es keinen wesentlichen öffentlichen Diskurs über ethische, moralische oder gesellschaftspolitische Verantwortung. Wir müssen uns fragen, welche Gesellschaft wir als Bürger wollen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Wollen wir eine freie, demokratische und pluralistische Gesellschaft, wo die Grundrechte nicht im öffentlichen Diskurs infrage gestellt werden und Ausgrenzung und Herabwürdigung wieder salonfähig werden, oder wiederholen wir die Fehler der 20er und 30er Jahre und stärken jene Kräfte, die keine Lösungen für all diese Herausforderungen anbieten können (und das auch gar nicht wollen)?

Die Bücherei Schrattenthal besitzt ein reichhaltiges Angebot an literarischen, historischen, philosophischen und sozialpolitischen Werken, die wir zum Verleih, zum Lesen in der Bibliothek oder für Studienzwecke bereithalten. Wir hoffen, dass wir mit diesen Werken die kritische Auseinandersetzung sowie den kollektiven Dialog fördern können, um gemeinsame Lösungsansätze für diese neue Realität zu entwickeln.

 

 

Bücherei Schrattenthal
Obermarkersdorf 1
2073 Schrattenthal
Telefon: +436764079074
Web: http://buecherei-schrattenthal.noebib.at
Mail: buecherei-schrattenthal@noebib.at

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