Lesung: Patriarchale Belastungsstörung. Geschlecht, Klasse und Psyche
Dienstag, 24.10.2023 von 19:00 bis 21:00

Psychische Gesundheit ist politisch In Ländern wie Deutschland und Österreich können wir uns auf eine medizinische Notversorgung verlassen. Gibt es einen Unfall, wird ein Rettungswagen gerufen, Patient*innen werden in ein Krankenhaus gebracht und schnellstmöglich versorgt. Selbstverständlich, oder? Immerhin wäre es für uns unvorstellbar, mit einem Knochenbruch wieder nach Hause geschickt zu werden, einschließlich einer Wartefrist von sechs Wochen. Bis ein Behandlungsplatz zur Verfügung steht. In etwa so gestaltet sich jedoch die Situation im Bereich der psychischen Erkrankungen. Denn: Unser Gesundheitssystem schreibt, als Teil unseres Gesellschaftssystems, Ungleichheiten fort. Sozialer und ökonomischer Background, kulturelle Rahmenbedingungen und der neoliberale Leistungsgedanke bestimmen, wer gesund ist und wer nicht, wer krank sein darf und letztendlich auch: wem Behandlungsmöglichkeiten offenstehen und wem diese verwehrt bleiben.




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Lesung: Patriarchale Belastungsstörung. Geschlecht, Klasse und Psyche
Dienstag, 24.10.2023 von 19:00 bis 21:00

Psychische Gesundheit ist politisch In Ländern wie Deutschland und Österreich können wir uns auf eine medizinische Notversorgung verlassen. Gibt es einen Unfall, wird ein Rettungswagen gerufen, Patient*innen werden in ein Krankenhaus gebracht und schnellstmöglich versorgt. Selbstverständlich, oder? Immerhin wäre es für uns unvorstellbar, mit einem Knochenbruch wieder nach Hause geschickt zu werden, einschließlich einer Wartefrist von sechs Wochen. Bis ein Behandlungsplatz zur Verfügung steht. In etwa so gestaltet sich jedoch die Situation im Bereich der psychischen Erkrankungen. Denn: Unser Gesundheitssystem schreibt, als Teil unseres Gesellschaftssystems, Ungleichheiten fort. Sozialer und ökonomischer Background, kulturelle Rahmenbedingungen und der neoliberale Leistungsgedanke bestimmen, wer gesund ist und wer nicht, wer krank sein darf und letztendlich auch: wem Behandlungsmöglichkeiten offenstehen und wem diese verwehrt bleiben.

In ihrem neuen Werk Patriarchale Belastungsstörung – Geschlecht, Klasse und Psyche analysiert die bekannte Autorin Beatrice Frasl die Auswirkungen der Klassenzugehörigkeit oder des Geschlechts auf die psychische Gesundheit.

 

 

Diese sind vielfältig, da die kulturellen Normen, das neoliberale Verständnis von Ökonomie sowie die patriarchale Gesellschaftsordnung einen direkten Einfluss auf den Zugang zu unserem Gesundheitssystem haben. Diese Faktoren entscheiden darüber, ob man es sich überhaupt leisten kann, krank zu sein.

Beatrice Frasl untersucht verschiedene Aspekte und Ebenen der Gesellschaft, in der sich diese Benachteiligungen manifestieren.

Einer der wesentlichen Faktoren ist das neoliberale Verständnis von Gesellschaft, in der jeder seines Glückes Schmied sei. In diesem System, in dem jeder gegen jeden kämpft (kämpfen muss), und das noch dazu unter völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen, das die Annahme, dass Erfolg ein Ergebnis von Meritokratie ist, unhaltbar erscheinen lässt, ist einer der Hauptauslöser für psychische Erkrankungen.

In diesem System werden sowohl Reichtum als auch Armut vererbt, sodass schon ab Geburt der weitere Lebensweg mit hoher Wahrscheinlichkeit definiert ist.

Beatrice Frasl analysiert sehr detailreich und genau die Auswirkungen dieser Individualisierung, die im Gegensatz zu menschlichen Sozialbedürfnissen stehen. Verstärkt wird dieser Umstand durch die scheinbar sozialen Medien, die die Individualisierung bzw. Vereinsamung noch zusätzlich verstärken.

Dieser Individualismus führt häufig zu psychischen Problemen, die aber aufgrund der unterschiedlichen Zugänge zum Gesundheitssystem nicht gleich gut für alle  behandelbar sind.

Das Buch enthält viele Statistiken, die die Thesen von Frau Frasl bestätigen. Ihr eigener Leidensweg ist ein weiterer Zeuge für die strukturelle Benachteiligung vor allem der Frauen und der sozial schwachen Schichten in unserem Gesundheitssystem.

Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, dass die immer größer werdende soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft aufzeigt.